Das neue Kirchengebäude im Hildegardring 68 ist gottesdienstliche Versammlungsstätte für die seit über 70 Jahren bestehende neuapostolische Kirchengemeinde Überlingen. Mit den Nebenräumen erfüllt es zudem die Funktion eines Gemeindehauses.
Das Grundstück, auf dem die Kirche errichtet wurde, liegt am nordwestlichen Stadtrand von Überlingen am Übergang zwischen Stadt und Landschaft. Es schließt im Osten und Süden an bestehende Wohnbebauung an. Die großzügige Gestaltung der Außenanlagen mit Grünflächen, auf denen einzelne Büsche und Bäume eingepflanzt wurden, passt sich der umgebenden Landschaft an.
Das neue Kirchengebäude ist mit der Eingangsseite der Stadt zugewandt und vermittelt gleichzeitig zur sich anschließenden offenen Landschaft. Es ist unterteilt in zwei Baukörper: Im Hauptbaukörper sind der Kirchensaal und die Mehrzweckräume untergebracht. Im Nebenbaukörper befinden sich die Sakristei, eine Teeküche, die Sanitärräume, der Technik- und zwei Abstellräume.
Der Besucher erreicht den Eingangsbereich von der Straße aus barrierefrei über einen kleinen Vorplatz und betritt das Gebäude an der Südseite. Um allen Gottesdienstbesuchern, d.h. auch Rollstuhlfahrern und Familien, die einen Kinderwagen mitbringen, die Teilnahme zu ermöglichen, wurde großer Wert auf Barrierefreiheit gelegt.
Über die zweiflügelige Eingangstüre wird das Gebäude ebenerdig betreten und der Besucher gelangt in das einladende und helle Foyer, das in der Mitte der beiden Gebäudeteile liegt. Der Eingangsbereich erschließt somit alle Bereiche des Gebäudes und dient zudem als Ort des Austauschs und kann für Veranstaltungen über mobile Trennwände mit den Mehrzweckräumen verbunden werden.
Das Foyer leitet den Besucher auf direktem Weg durch eine weitere Tür in den Kirchensaal. Auf der rechten Seite befinden sich die Türen zu den beiden unterschiedlich großen Mehrzweckräumen und links wird der Blick durch eine großzügige Verglasung zur offenen Landschaft gelenkt. Ebenfalls auf der linken Seite liegen die Räumlichkeiten des Nebenbaukörpers.
Im Kirchensaal, in der Sakristei, in den Mehrzweckräumen und im Foyer wurde ein geschliffener, heller Estrich als Bodenbelag verwendet. Die Wandflächen sind in Lehmputz ausgeführt und weiß gestrichen. Ergänzend zu diesen hellen Farben wurden Sitzbänke, Möbel, Türen und Fenster in Ahornholz ausgeführt.
Im Kirchensaal wurde auf die Lichtstimmung ein besonderes Augenmerk gelegt. Ein Oberlicht über dem Altarbereich in der leicht nach außen gekippten Fassade an der Nordseite des Raumes hebt die Wandflächen hervor und taucht den Raum damit in ein angenehm warmes Licht. Feststehende, vertikale Lamellen in der Seitenwand an der Ostseite sind durch transluzente Glasstreifen miteinander verbunden und lassen Licht in den Raum.
Der Kirchensaal hat die steilste Dachneigung des Gebäudes und lässt erkennen: Dies ist der zentrale Raum. Er bietet Sitzplätze für 150 Gottesdienstteilnehmer und ist auf den Altar hin ausgerichtet, der aus hellem Jurakalkstein hergestellt wurde. Der Altar ist der heilige Ort, an dem das Opfer Christi verwaltet und die Sakramente der Kirche gespendet werden („Tisch des Herrn“). Vom Altar aus erfolgt auch die Wortverkündigung (es gibt keine Kanzel).
Durch die Position des Altars an der nach außen geneigten Rückwand, die vom Oberlicht ausgeleuchtet wird und zudem den höchsten Punkt des Gebäudes bildet, wirkt der Altar als starker Anziehungspunkt im Raum. Flankiert wird er an der linken Seite der Rückwand von einem schlichten Kreuz aus Messing.
An der rechten Seite des Raumes ist die Außenwand ebenfalls leicht geneigt, sodass im Bereich oberhalb des Lamellenbandes Platz für eine schmale Orgelempore geschaffen wurde, die über eine Wendeltreppe vom Kirchensaal aus erreicht werden kann.
Bis Herbst 2019 wird dort eine neue Pfeifenorgel installiert mit einem Spieltisch, von dem aus der Organist eine gute Sichtverbindung in den Kirchensaal hat. Das Instrument wird von der Firma Waldkircher Orgelbau Jäger & Brommer aus Waldkirch hergestellt. Bis zur Fertigstellung des neuen Instruments wird die Orgel aus dem seitherigen Kirchengebäude weiterverwendet.
Direkt an den Kirchensaal schließen die beiden Mehrzweckräume mit einer flacher werdenden Deckenhöhe an. Diese Räume werden für die kirchlichen Unterrichte (Vorsonntagsschule, Sonntagsschule, Religionsunterricht, Konfirmandenunterricht), Jugendabende, Gemeinde- und Seniorenzusammenkünfte und weitere Aktivitäten im Gemeindeleben genutzt; für letztere ist im Nebenbaukörper auch eine Teeküche untergebracht.
Für Gottesdienste mit deutlich mehr Teilnehmern oder überörtliche Veranstaltungen können der Kirchensaal und die beiden Mehrzweckräume durch mobile Trennwände zu einem großen Raum zusammengeschlossen werden. Dies ermöglicht eine flexible Nutzung der unterschiedlichen Räumlichkeiten.
Durch die eigenständige Form des Gebäudes mit unterschiedlichen Dachsteigungen und den geneigten Außenfassaden ist die übergeordnete Nutzung als Kirchengebäude deutlich erkennbar. Erstellt wurde das Gebäude in Holzbauweise mit einer anthrazitfarbenen Außenverkleidung.
Bauherr: Neuapostolische Kirche Süddeutschland, K. d. ö. R.
Projektmanagement: Neuapostolische Kirche Süddeutschland, K. d. ö. R., Verwaltungs- und Dienstleistungszentrum, Abteilung Bau/Unterhalt
Architekt: Reichel Schlaier Architekten GmbH, Stuttgart
Bauleitung: Architekturlokal selbach | kneer & Partner freie Architekten mbB, Ravensburg
Sitzplätze im Kirchenschiff: 150
Nutzfläche Kirchenschiff: 160 m²
Bruttorauminhalt Kirchenschiff: 1032 m³
Anzahl Nebenräume: 3 (Sakristei und 2 Mehrzweckräume)